Design Plakat Ausstellung Barlach - Kollwitz im Nationalmuseum Kiew

Barlach im Ausland

Ernst Barlach ist neben Käthe Kollwitz einer der international bekanntesten deutschen Künstler des beginnenden 20. Jahrhunderts. Seine Skulpturen, Zeichnungen und Grafiken sind in weltweiten Sammlungen und Museen vertreten. Er thematisierte die existenziellen Fragen der Moderne in Bildern vom Menschen. Diese Menschenbilder sind universell verständlich. Ein Kosmos menschlicher Gefühlszustände manifestiert sich in diesem ungekünstelten, uneitlen und unverbildeten Figuren-Repertoire. Barlachs Kunst wendet sich unmittelbar und eingängig an sein Publikum, nicht nur in Europa, sondern besonders auch in Kulturen, die der europäischen Moderne von je her skeptisch gegenüberstehen. „Was der Mensch erlitten hat und ertragen kann, seine Größe, seine Anliegen einschließlich Mythos und Utopie, das ist es, was mich beschäftigt." Mit Aussagen wie dieser von 1911 repräsentiert Barlach ein ehrliches Angebot zu einem Dialog auf Augenhöhe, zu einem Verständigungsprozess über kulturelle und politische Grenzen hinweg. Dasselbe gilt für Kollwitz, die jedoch die prekären Lebensbedingungen zur Zeit der Industrialisierung realistischer und aus weiblicher Perspektive abbildet. Es überrascht vor diesem Hintergrund nicht, dass die Ernst Barlach Gesellschaft seit den 1990er Jahren nicht nur zahlreiche Ausstellungen mit Barlach oder Barlach-Kollwitz in europäischen Museen wie Antwerpen, Rom, Athen, Kopenhagen, Oslo, Venedig, Zagreb zeigen konnte, sondern zunehmend auch Kooperationsanfragen von Museen und Kulturinstituten außerhalb Europas eintrafen. Die Ausstellung „Ernst Barlach – Bildhauer der Moderne“ initiierte 2006/07 eine türkeiweite Barlach Rezeption. Sie fand in Istanbul, Ankara, und in acht weiteren Städten Anatoliens statt. 2008/09 war „Ernst Barlach – Käthe Kollwitz: Über die Grenzen der Existenz“ das erste deutsche Ausstellungsprojekt im Museum for Modern Art Teheran seit der islamischen Revolution im Iran.

  • Männer laden Kisten mit Kunst in einen LKW vor dem Museum of Modern Art Teheran

    Kunsttransport vor dem Museum of Modern Art Teheran

  • Besucherin vor der historischen Chronologie in der Ausstellung Barlach Kollwitz Teheran

    Historische Chronologie in der Ausstellung Barlach Kollwitz Teheran

  • Drei iranische Männer vor Barlachs Figur "Der Bettler"

    Direktoren des Museums for Modern Art Teheran vor Barlachs Bettler

  • Barlachs schwebender Engel in der Ausstellung Istanbul 2006

    Ernst Barlach - Bildhauer der Moderne, Istanbul 2006

  • Blick in die Ausstellung Ernst Barlach in Istanbul

    Ernst Barlach - Bildhauer der Moderne, Istanbul 2006

  • Blick in die Ausstellung Ernst Barlach Ankara

    Ernst Barlach - Bildhauer der Moderne, Ankara 2006

Auch wenn Kunst Kriege nicht verhindern kann, so kann sie doch den Versuch unternehmen, Frieden und Verständigung zu fördern. Das Projekt FaceArt-FaceFuture in Belarus, Ukraine und Russland wurde 2017/18 in dieser Absicht realisiert. Barlach-Kollwitz waren im Nationalmuseum Minsk, Kiew und im Russischen Museum St. Petersburg mit insgesamt 260 Werken ausgestellt. Aber sie waren mit ihrer Friedensbotschaft nicht allein. Die Ernst Barlach Gesellschaft hatte Video und Performance Künstler*innen aus Hamburg und den drei Veranstaltungsorten nach Minsk eingeladen, um in einer viertägigen Konferenz ein interaktives Vermittlungsprogramm für Schüler*innen und Studierende auszuarbeiten. Insgesamt haben nicht nur 45 Tsd. Menschen die Ausstellungen in den Museen besucht, sondern 64 junge Ausstellungsbotschafter*innen haben die Themen von Barlach und Kollwitz in künstlerische Film- und Performanceprojekte verwandelt und diese in den Museen und lokalen Off-Spaces präsentiert. Allein an ihren Programmen, den berührenden und engagierten Präsentationen und Diskussionen, haben mehr als 2000 junge Menschen teilgenommen.

Die meisten Projekte wurden mit Unterstützung von und in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und den Botschaften der Bundesrepublik Deutschland realisiert. Die Kooperationen mit den jeweiligen Kulturinstituten, den zahlreichen NGOs und den Künstler*innen waren immer mit großen Hoffnungen auf nachhaltige Netzwerke, die Verstetigung des grenzüberschreitenden Dialogs und zukünftige Zusammenarbeit verbunden.